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Thema: unbekannte Individualrezeptur

  1. #1
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    unbekannte Individualrezeptur

    Sehr geehrtes Pharma 4 U Team,

    Ich habe heute folgende Rezeptur von einem HNO-Arzt reinbekommen:

    Triamcinolonacetonid 10mg
    Neomycinsulfat 50mg
    Methylcellulose 100mg
    Polysorbat 80 40mg
    Naphazolinhydrochlorid 10mg
    Chlorbutanol-hemihydrat 30mg
    Isoton. Natriumchloridlösung 10g

    Wozu ist das Chlorbutanol in der Rezeptur? Als Konservierungsmittel?
    und hat das Chlorbutanol ein Synonym, da unserem System der Stoff nicht bekannt ist.

    Ist die Rezeptur plausibel?

    Liebe Grüße und schonmal danke für die Antwort

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Stefanie Melhorn
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    Hallo Frau Major,

    Chlorobutanol-Hemihydrat ist ein Konservierungsmittel, das vorwiegend in Ophthalmika und Dermatika eingesetzt wird. Es ist auch in einem Fertigarzneimittel-Nasenspray enthalten.

    Ob Chlorobutanol-Hemihydrat aktuell bezogen werden kann, ist mir nicht bekannt.

    Nasalia werden typischerweise mit Benzalkoniumchlorid in Kombination mit Natriumedetat konserviert. Dazu werden 10 % der wässrigen Trägerlösung durch die Stammzubereitung NRF S.18. ersetzt. Bei Steroid-Neomycin-Kombinationen ist bekannt geworden, dass es sich um eine Dauerbehandlung handeln soll. Sollte das im vorliegenden Fall auch so sein, wäre die Benzalkoniumchlorid-Konservierung wegen den Forderungen der begrenzten Anwendungdauer so konservierter Nasalia (s. Fertigarzneimittel und Allg. Hinw. I.13.2.) nicht geeignet.

    Anhand der Gebrauchsanweisung sollte geklärt werden, ob es ich bei der Verordnung um viskose Nasentropfen oder um ein viskoses Nasenspray handelt. Ein viskoses Nasenspray (Dosierpumpe) könnte unkonserviert eine Aufbrauchsfrist von einer Woche bekommen, unkonservierte Nasentropfen nur 24 Stunden.

    Als Ausgangsrezeptur können Sie das "Viskose Natriumchlorid-Nasenspray 0,9%" (NRF 8.3.) nehmen, dieses wurde nach schwach saurer Konservierung mit NRF S.18. auf einen physiologisch verträglichen pH eingestellt (mit basisch reagierendem Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat). Ist die Dauerbehandlung erforderlich, entsprechend ohne Benzalkoniumchlorid-Konservierung (die pH-Korrektur muss dann abgeändert erfolgen).

    Die Hydroxyethylcellulose-Menge ist in NRF 8.3. so gewählt worden, dass sich die Zubereitung durch hygienisch zu bevorzugende Dosieraufsätze sprühen lässt - ob dies bei 1 % Methylcellulose 400 möglich ist, haben wir nicht untersucht.

    Viele Grüße
    Stefanie Melhorn
    Dr. Stefanie Melhorn, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  3. #3
    Premium-User
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    Guten Tag,
    ich habe eine folgende Rezeptur erhalten, die ich nirgendswo finden kann.
    Atosil 25ml
    Tramadol Tropfen 25ml
    Novaminsulfon ad 100 ml.

    das sind alle Fertig-Arzneimittel, kann ich überhaupt diese Rezeptur machen und so abrechnen ?
    ich wäre sehr dankbar für eine Hilfe!

    Mary Seliwa

  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Antje Lein, Dipl.-Pharm.
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    Hallo Frau Seliwa,

    zur therapeutischen Sinnhaftigkeit und Dosierung solcher Tropfen fragen Sie am besten die regionale Arzneimittelinformationsstelle Ihrer Kammer. Sie weiß bei pharmakologisch-therapeutischen Fragen Bescheid und kann dazu auch gut recherchieren.

    Seitens DAC/NRF können wir leider keine praktische Erfahrungen einbringen. Stabilitätsdaten sind uns keine bekannt. Im Prinzip kann man nur die Zusammensetzung der einzelnen Präparate und die Eigenschaften der Wirkstoffe betrachten.

    Tramadolhydrochlorid und Promethazinhydrochlorid sind kationisch, Metamizol-Natrium anionisch. Theoretisch ist eine Wechselwirkung möglich. Ob das zur Fällung mit Wirkungseinbuße führt, wissen wir nicht.

    Tramadolhydrochlorid ist laut Arzneibuchkommentar sowohl in neutralen als auch in sauren und alkalischen Medien stabil. Das Metamizol-Natrium dagegen soll möglichst im Neutralbereich verarbeitet werden, da die Hydrolyse im Sauren und Alkalischen stark zunimmt. Der optimale pH-Bereich liegt laut Arzneibuchkommentar bei etwa 7,3 bis 9,0. Promethazinhydrochlorid ist oxidationsempfindlich und im Neutralen und Alkalischen kann sich die Base abscheiden. Welches Milieu sich aus der Mischung der Fertigpräparate ergibt, können wir leider theoretisch nicht abschätzen, weil wir die pH-Verhältnisse in den Fertigarzneimitteln nicht kennen. Das müsste bei den Herstellern erfragt werden.

    Speziell für Atosil ist vor allem für die Aufbewahrung bei Raumtempratur mit 6 Wochen eine relativ kurze Aufbrauchsfrist angegeben. Im Kühlschrank sind es zumindest 12 Wochen. Ob der Unterschied gegebenenfalls an der fehlenden Konservierung liegt, wissen wir nicht. Andere Promethazinhydrochlorid-Tropfen sind konserviert und im Anbruch zumindest bei Raumtemperatur länger haltbar. Von Metamizol-Natrium ist bekannt, dass es in wässrigen Lösungen der üblichen Konzentration 500 mg/mL antimikrobiell wirksam ist. Fertigarzneimittel enthalten deshalb keine zusätzlichen Konservierungsstoffe. Tramadolhydrochlorid-Tropfen enthalten Kaliumsorbat zur Konservierung. Andere Tramadol-Tropfenpräparate sind zum Teil anders konserviert. Da zwei der drei Präparate jedes für sich mikrobiologisch stabil sind und die beiden Präparate drei Viertel der Rezeptur ausmachen, würden wir annehmen, dass es auch insgesamt kein mikrobiologisches Problem gibt, zumal es sich wahrscheinlich um eine Tropflösung handelt, die von außen eigentlich nicht kontaminiert werden kann. Die chemische und physikalische Stabilität kann man theoretisch schlecht bewerten. Die physikalische Stabilität vorausgesetzt, würde man für eine Zubereitung unklarer chemischer Stabilität eine Aufbrauchsfrist von 4 Wochen als Richtwert ansetzen, vgl. Abb. I.4.-1, Fall 5, in den Allgemeinen Hinweisen I.4.2.1. im DAC/NRF-Werk. Fällungen können sich ungünstig auf die Wirkstoffverteilung auswirken und die Tropfbarkeit und damit die genau Dosierung beeinträchtigen.

    Vielleicht können Sie hier bei Gelegenheit zurückmelden, sollten Sie pharmakologische Zusatzinformationen erhalten haben und natürlich auch, ob die Rezepturformel umgesetzt wurde und herstellungstechnisch praktikabel war.

    Viele Grüße
    Antje Lein
    Antje Lein, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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