Muss ein Patient beim (nahtlosen) Wechsel von Opipramol auf Amitriptylin mit Absetzungserscheinungen rechnen?
Muss ein Patient beim (nahtlosen) Wechsel von Opipramol auf Amitriptylin mit Absetzungserscheinungen rechnen?
Hallo und guten Abend,
wie sind denn die Dosierungen bzw Wirkstärken hierbei?
Gruß
Maike
Laut Wirkstoffdossier zu Opipramol kann es zu Absetzsymptomen nach längerer hochdosierter Therapie kommen. Das Mittel hat einen verzögerten Wirkungseintritt und somit auch Wirkungsabbau. Ob der nahtlose Wechsel auf Amitriptilin diese Erscheinungen abfängt, muss ein Arzt beurteilen, genau wie die erforderlichen Dosierungen und Wirkstärken.
Lieber Herr Rycken,
ich bin zwar nicht der Forum-Manager hier, aber schließlich kann hier jeder PREMIUM-User kommentieren und praktische Pharmakologie ist nun mal mein Steckenpferd :-)
Es wäre hilfreich, wenn Sie lieber Herr Rycken (den ich von mehreren Ravati Seminaren als sehr interessierten und engagierten Kursteilnehmer kennengelernt habe), ein paar mehr Details bei konkreten Fragen zur AM-Therapie angeben könnten.
Das gilt auch für alle anderen Kollegen, da es bei der Beantwortung der Fragen enorm hilft. - DANKE...! :-)
Zum Fall: Wie Frau Dr. Kresser absolut richtig gesagt hat KANN (muss aber nicht) es zu Problemen bei der Umstellung kommen. Dies ist in der Praxis ein generelles Problem beim Wechsel von einem Psychopharmakon zu einem anderen. - So auch hier
Begründung:
1. Zwar handelt es sich in beiden Fällen um tricyklische Antidepressiva, jedoch ist das exakte Rezeptorprofil unterschiedlich. So hat z.B. Amitryptilin eine deutlich höhere Affinität zu H1- und 5-HT2a-Rezeptoren. Dadurch wirkt es im Gegensatz zum Opipramol deutlich stärker sedierend. Dies könnte natürlich hier gewollt sein.
2. Wie von Frau Noah absolut richtig angedeutet. Es ist generell bei Therapie-Umstellungen schwierig, die richtige Äquivalenz-Dosis zu finden, da diese in der Regel nicht angegeben ist!
3. Die Indikationen sind unterschiedlich! Opipramol wird traditionell bei ängstlichen Patienten (z.B. ängstlichen Depressionen) eingesetzt und sogar bei Prüfungsangst. Heute (seit 2006) ist es wegen der schlechten Klinischen Datenlage (bei Depressionen) nur noch bei somatoformen Störungen und generalisierter Angst zugelassen.
Hier wäre also wichtig für eine Beurteilung des richtigen Vorgehens zum Therapiewechel zu erfragen/klären:
1. Wie ist die bisherige Dosis?
2. Wie hoch soll die Zieldosis von Amitryptilin sein?
3. Was ist die genaue Indikation (Amitryptilin hat ein enorm breites Label- und Off-Label- IND-Spektrum)?
Generell gibt es bei Therapieumstellungen innerhalb ähnlicher Pharmakongruppen zwei empfehlenswerte Varianten:
A) Arzneistoff A abrupt absetzen und Arzneistoff B in ausreichender Äquivalentdosis verabreichen.
B) Arzneistoff A langsam absetzen und Arzneistoff B einschleichen. Hier wäre dem Patienten die Phase der Überlappung zu erklären.
- Nachteil: Schwierig für die Umsetzung durch den Patienten (Compliance-Probleme)
- Vorteil: Absetzphänomene (die z.B. auf einer Rezeptor-Adaption wähend der Therapie mit A beruhen) sind weniger wahrscheinlich.
WICHTIG: Für das genaue Vorgehen sind in beiden Fällen unbedingt die HWZ der Arzneistoffe zu beachten.
Klar ist: wenn es keine konkreten Empfehlungen zum Therapiewechsel gemäß Fachinformationen (was leider SEHR oft der Fall ist) gibt, ist mit therapeutischen Sachverstand eine Lösung in Abstimmung mit dem Arzt zu finden. Dieser muss ja letztlich auch die Entscheidung treffen.
Herzliche kollegiale Grüße an alle :O
Dr. Alexander Ravati
Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,
Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
Rechtlicher Hinweis: Die hier eingestellten Kommentare geben die persönliche Meinung des Beitragstellers wieder und haben keinerlei rechtsempfehlenden oder rechtsbindenen Charakter. Für eine offizielle Auskunft wenden Sie sich bitte stets an die für Sie zuständige Kammer bzw. Überwachungsbehörde
Lesezeichen