Belladonnae radix
Droge: Belladonnae radix / Belladonnawurzel
Pflanze: Atropa belladonna / Schwarze Tollkirsche
Familie: Solanaceae / Nachtschattengewächse
Gruppe: Benzylisochinolin- Alkaloid-Drogen
Herkunft: Süd- und Mitteleuropa, wächst bevorzugt auf kalkhaltigen Böden
- Ausdauernde, krautige Pflanze, mit Wuchshöhen zwischen 50 cm und 1,50 m
- Sommergrüne, ganzrandige und ungeteilte Laubblätter; behaart
- Charakteristische Paarbildung der Blätter im Bereich des Blütenstandes
- Oft violett überlaufene grün-violette, zwittrige Blüten
- Der Aufbau der Frucht gleicht einer Tomate, sie ist jedoch viel kleiner und durch den hohen Anthocyangehalt dunkel gefärbt
Allgemein: Bis max. 2 cm dicke, zylindrische Wurzelstücke, außen graubraun, längsrunzelig, innen weißlich; nahezu geruchlos
Mikroskopie: Kork aus wenigen Lagen braunwandiger Zellen; Stärke führendes Parenchym in der dünnwandigen Rinde; 1-5 Zellen breite Markstahlen
- 0,8-0,9% Tropanalkaloide: (S)-(-)-Hyoscyamin, S-Scopolamin, Apoatropin, Tropin, Scopin, Belladonnin)
- andere Alkaloide: Nicotin, Cuskhygrin, N-Methylpyrrolin
- Flavonoide
- Cumarine (Scopolin, Scopoletin)
Indikation: Anwendung bei GIT-Krämpfen, Kinetosen, Koliken (Komm. E+); alle anderen Einsatzbereiche sind obsolet!
Wirkmechanismus: Anticholinerge Eigenschaften der enthaltenen Alkaloide
Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Verwirrtheit, Mydriasis, Harnverhalt, Obsitpation, Atemlähmung (!)
- Bei Kindern führen bereits drei bis fünf Beeren, bei Erwachsenen 10 Beeren aufwärts, innerhalb von 14 Stunden zum Tod durch Atemlähmung. Die Dauer der Hauptwirkung beträgt 3 bis 4 Stunden, am Auge kann sie 3 bis 4 Tage anhalten. Vergiftungen durch die Blätter treten bereits ab 0,3 g auf, durch die Wurzel bei noch geringeren Mengen.
- Atropin ist ein wichtiges Antidot bei Vergiftungen mit Cholinesterasehemmstoffen wie z.B. Parathion und war bis zur Änderung der ApBetrO zum 12.06.2012 Bestandteil des Notfalldepots in deutschen Apotheken.
- Der Name Tollkirsche stammt von der zental psychotischen Wirkung der Tropanalkaloide (CAVE: Missbrauch als Halluzinogen!)
- Der Name belladonna steht für italienisch "Schöne Frau" und rührt daher, dass sich Frauen früher den atropinhaltigen Saft in die Augen getropft haben, was eine Pupillenerweiterung herruft, welche mit einer höheren Attraktivität assoziiert ist.
siehe Belladonnae folium